Pflegedienst oder Betreuungsdienst? Der entscheidende Unterschied für Ihre Selbstständigkeit

Jul 17, 2025

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A person with a blood pressure device in their hand
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Medizinische vs. soziale Leistungen: Pflegedienste führen medizinische Behandlungen durch, Betreuungsdienste bieten haushaltsnahe und soziale Unterstützung

  • Ausbildung erforderlich vs. Quereinsteiger-freundlich: Pflegedienst erfordert examinierte Pflegekräfte, Betreuungsdienst ist ohne Pflegeausbildung möglich

  • Investition und Komplexität: Pflegedienst-Gründung kostet 50.000-100.000€, Betreuungsdienst nur 10.000-40.000€

  • Genehmigungen: Pflegedienst braucht Kassenzulassung nach §72 SGB XI, Betreuungsdienst nur Gewerbeanmeldung

  • Arbeitszeiten: Pflegedienst oft mit 24/7-Bereitschaft, Betreuungsdienst mit flexiblen Tagesarbeitszeiten

Die grundlegenden Unterschiede verstehen

Die Entscheidung zwischen der Gründung eines Pflegedienstes und eines Betreuungsdienstes ist fundamental für Ihren Weg in die Selbstständigkeit. Während beide Geschäftsmodelle älteren Menschen helfen, unterscheiden sie sich in rechtlichen Anforderungen, Tätigkeitsfeldern und Gründungsvoraussetzungen erheblich.

Pflegedienst: Ein ambulanter Pflegedienst erbringt medizinische Behandlungspflege und Grundpflege bei pflegebedürftigen Menschen zu Hause. Dies umfasst ärztlich verordnete Maßnahmen wie Medikamentengabe, Verbandswechsel und Injektionen sowie körperbezogene Pflegemaßnahmen.

Betreuungsdienst: Ein Betreuungsdienst konzentriert sich auf nicht-medizinische Unterstützungsleistungen wie Haushaltshilfe, Gesellschaft, Begleitung und Alltagsunterstützung. Medizinische Tätigkeiten sind ausdrücklich ausgeschlossen.

Tätigkeitsfelder im direkten Vergleich

Was ein Pflegedienst leistet

Behandlungspflege (SGB V):

  • Medikamentengabe und -überwachung

  • Verbandswechsel und Wundversorgung

  • Injektionen (subkutan, intramuskulär)

  • Blutzuckermessung und Insulingabe

  • Katheter- und Stomaversorgung

  • Kompressionsstrümpfe an- und ausziehen

Grundpflege (SGB XI):

  • Körperpflege (Waschen, Duschen, Baden)

  • Hilfe bei der Nahrungsaufnahme

  • Mobilisation und Lagerung

  • Inkontinenzversorgung

  • Hilfe beim An- und Auskleiden

Hauswirtschaftliche Versorgung:

  • Oft als Zusatzleistung

  • Meist durch angelernte Kräfte

Was ein Betreuungsdienst leistet

Haushaltsnahe Dienstleistungen:

  • Reinigung der Wohnung

  • Wäsche waschen und bügeln

  • Einkaufen und Besorgungen

  • Mahlzeiten zubereiten

  • Müllentsorgung

  • Versorgung von Haustieren

Soziale Betreuung:

  • Gesellschaft leisten und Gespräche führen

  • Vorlesen und gemeinsame Aktivitäten

  • Spaziergänge und kleine Ausflüge

  • Begleitung zu kulturellen Veranstaltungen

  • Gedächtnistraining und Beschäftigung

Alltagsunterstützung:

  • Begleitung zu Arzt und Behörden

  • Hilfe bei Schriftverkehr

  • Unterstützung bei der Tagesstrukturierung

  • Entlastung pflegender Angehöriger

Rechtliche Voraussetzungen und Genehmigungen Pflegedienst-Gründung

Zulassung nach § 72 SGB XI erforderlich:

  • Versorgungsvertrag mit Pflegekassen

  • Nachweis von Fachkräften (mindestens 50% examinierte Pflegekräfte)

  • Verantwortliche Pflegefachkraft (PDL) mit Zusatzqualifikation

  • Qualitätsmanagement-System

  • Regelmäßige MDK-Prüfungen

Weitere Anforderungen:

  • Zulassung nach § 132a SGB V für Behandlungspflege

  • Hygieneplan nach Infektionsschutzgesetz

  • Arzneimittelrechtliche Vorschriften

  • Medizinproduktegesetz-Konformität

Betreuungsdienst-Gründung

Einfache Gewerbeanmeldung:

  • Anmeldung beim Gewerbeamt (20-60€)

  • Keine spezielle Zulassung erforderlich

  • Keine Fachkraftquote

Für Kassenabrechnung (optional):

  • Anerkennung nach § 45b SGB XI

  • Konzept und Qualitätssicherung

  • Haftpflichtversicherung

  • Regelmäßige Fortbildungen

Details zur Gründung finden Sie in unserem Artikel Betreuungsdienst gründen: Von der Idee zum eigenen Unternehmen.

Qualifikationsanforderungen

Pflegedienst: Hohe Hürden

Pflichtpersonal:

  • Pflegedienstleitung (PDL) mit 460 Stunden Weiterbildung

  • Mindestens 50% examinierte Pflegefachkräfte

  • 3-jährige Ausbildung für Pflegefachkräfte

Typische Berufsbilder:

  • Pflegefachfrau/Pflegefachmann

  • Altenpfleger/in (alte Ausbildung)

  • Gesundheits- und Krankenpfleger/in

  • Kinderkrankenpfleger/in

Betreuungsdienst: Quereinsteiger willkommen

Keine formalen Voraussetzungen, aber empfohlen:

  • Betreuungsassistent nach § 87b (160 Stunden)

  • Erste-Hilfe-Kurs

  • Demenz-Schulungen

  • Soziale Kompetenz und Empathie

Alternative: Franchise-Systeme wie Heinzelmännchen bieten intensive Schulungen speziell für Quereinsteiger.

Mehr dazu in unserem Artikel Selbstständig in der Pflege ohne Ausbildung.

Investition und Gründungskosten

Pflegedienst: Hohe Investition

Kostenposition

Betrag

Gründungsberatung

5.000-10.000€

PDL-Gehalt (3 Monate Vorlauf)

15.000-20.000€

Pflegefachkräfte (Anfangsbestand)

20.000-30.000€

Fahrzeuge (Leasing/Kauf)

10.000-20.000€

Medizinische Ausstattung

5.000-10.000€

Software und IT

5.000-8.000€

Marketing und Werbung

5.000-10.000€

Rücklagen

20.000-30.000€

Gesamt

85.000-138.000€

Betreuungsdienst: Überschaubare Kosten

Kostenposition

Betrag

Gewerbeanmeldung

20-60€

Schulungen

800-2.500€

Versicherungen

1.000-2.000€

Marketing (Basis)

2.000-5.000€

Büroausstattung

500-2.000€

Rücklagen (3 Monate)

6.000-15.000€

Gesamt

10.320-26.560€

Mit Franchise-Unterstützung: 40.000-50.000€ (inklusive umfassender Unterstützung)

Verdienst und Umsatzpotenzial

Pflegedienst: Höheres Potenzial, mehr Komplexität

Abrechnungssätze (Beispiele):

  • Große Grundpflege: 50-70€

  • Behandlungspflege: 15-50€ pro Einsatz

  • Monatsumsatz etabliert: 80.000-200.000€

Gewinnmarge: 5-15% (nach allen Kosten)

Herausforderungen:

  • Hohe Personalkosten (60-70% vom Umsatz)

  • Fachkräftemangel

  • Intensive Regulierung

Betreuungsdienst: Solide Erträge, weniger Stress

Stundensätze:

  • Privatzahler: 25-35€/Stunde

  • Kassenabrechnung: 25-45€/Stunde

  • Monatsumsatz (Einzelunternehmer): 3.500-5.000€

Gewinnmarge: 40-60% (als Einzelunternehmer)

Vorteile:

  • Geringere Fixkosten

  • Flexiblere Preisgestaltung

  • Direkter Kundenkontakt

Arbeitszeiten und Work-Life-Balance

Pflegedienst: Rund um die Uhr

Typische Anforderungen:

  • 24/7-Bereitschaft oft notwendig

  • Früh-, Spät- und Nachtdienste

  • Wochenend- und Feiertagsdienste

  • Rufbereitschaft für Notfälle

Auswirkungen:

  • Schwierige Personalplanung

  • Höhere Personalkosten (Zuschläge)

  • Belastung für Inhaber

Betreuungsdienst: Flexible Gestaltung

Übliche Arbeitszeiten:

  • Montag bis Freitag, 8-18 Uhr

  • Samstags nach Vereinbarung

  • Keine Nachtdienste

  • Feiertage frei planbar

Vorteile:

  • Bessere Work-Life-Balance

  • Planbare Freizeit

  • Familienfreundlich

Marktsituation und Konkurrenz

Pflegedienst: Gesättigter Markt

Marktlage:

  • Etwa 14.700 ambulante Pflegedienste in Deutschland

  • Starke Konkurrenz in Ballungsräumen

  • Preisdruck durch Kassenverträge

  • Fachkräftemangel verschärft Situation

Erfolgsfaktoren:

  • Spezialisierung (z.B. Intensivpflege)

  • Exzellente Mitarbeiterführung

  • Effiziente Tourenplanung

Betreuungsdienst: Wachsender Markt

Marktchancen:

  • Noch relativ neue Dienstleistung

  • Weniger Wettbewerber

  • Steigende Nachfrage durch demografischen Wandel

  • Flexible Preisgestaltung möglich

Zukunftsperspektive:

  • 5 Millionen Pflegebedürftige aktuell

  • Prognose: 6,5 Millionen bis 2050

  • Trend zur ambulanten Versorgung

Vor- und Nachteile im Überblick

Pflegedienst

Vorteile:

  • Höheres Umsatzpotenzial

  • Etabliertes Geschäftsmodell

  • Sichere Kassenfinanzierung

  • Gesellschaftlich wichtige Aufgabe

Nachteile:

  • Hohe Einstiegshürden

  • Komplexe Regulierung

  • Fachkräftemangel

  • 24/7-Verfügbarkeit

  • Hohe Investition

Betreuungsdienst

Vorteile:

  • Niedrige Einstiegshürden

  • Für Quereinsteiger geeignet

  • Flexible Arbeitszeiten

  • Geringere Investition

  • Weniger Regulierung

Nachteile:

  • Geringeres Umsatzpotenzial pro Kunde

  • Abgrenzung zur Pflege muss klar sein

  • Aufklärungsarbeit bei Kunden nötig

Die Entscheidungshilfe

Pflegedienst ist richtig für Sie, wenn:

  • Sie eine Pflegeausbildung haben

  • Sie 80.000€+ Startkapital aufbringen können

  • Sie bereit sind für 24/7-Verantwortung

  • Sie gerne in stark regulierten Bereichen arbeiten

  • Sie ein Team von Fachkräften führen möchten

Betreuungsdienst ist richtig für Sie, wenn:

  • Sie Quereinsteiger sind

  • Sie mit wenig Kapital starten möchten

  • Sie Wert auf Work-Life-Balance legen

  • Sie gerne direkt mit Menschen arbeiten

  • Sie flexible Arbeitszeiten bevorzugen

Der dritte Weg: Kombination beider Modelle

Einige Unternehmer starten mit einem Betreuungsdienst und erweitern später:

Stufenmodell:

  1. Start als Betreuungsdienst

  2. Aufbau von Kundenstamm und Erfahrung

  3. Einstellung erster Pflegefachkräfte

  4. Schrittweise Erweiterung zur Pflege

Vorteile:

  • Geringeres Anfangsrisiko

  • Organisches Wachstum

  • Lernen des Marktes

FAQ - Häufige Fragen zum Unterschied

Kann ich als Betreuungsdienst später zum Pflegedienst werden?

Ja, das ist möglich. Viele erfolgreiche Pflegedienste haben als Betreuungsdienst begonnen. Sie müssen dann die nötigen Zulassungen beantragen, Fachpersonal einstellen und die rechtlichen Anforderungen erfüllen. Der Vorteil: Sie kennen bereits den Markt und haben einen Kundenstamm.

Darf ein Betreuungsdienst gar keine pflegerischen Tätigkeiten ausführen?

Korrekt. Ein Betreuungsdienst darf keine medizinischen oder pflegerischen Tätigkeiten durchführen. Dazu gehören Medikamentengabe, Verbandswechsel, Injektionen und Körperpflege bei pflegebedürftigen Personen. Die Grenze ist klar definiert und muss eingehalten werden.

Welches Modell ist wirtschaftlich erfolgreicher?

Beide Modelle können erfolgreich sein. Pflegedienste haben höhere Umsätze, aber auch höhere Kosten und geringere Margen (5-15%). Betreuungsdienste haben niedrigere Umsätze, aber bessere Margen (40-60%) und weniger Komplexität. Der Erfolg hängt mehr von Ihrer Umsetzung ab als vom Modell.

Kann ich beide Dienstleistungen unter einem Dach anbieten?

Ja, aber Sie müssen die Bereiche klar trennen. Für Pflegeleistungen brauchen Sie die entsprechenden Zulassungen und Fachkräfte. Viele Unternehmen führen beide Bereiche als getrennte Gesellschaften oder Geschäftsbereiche.

Was empfehlen Sie Quereinsteigern ohne Pflegeausbildung?

Für Quereinsteiger ist der Betreuungsdienst der ideale Einstieg. Sie können ohne Pflegeausbildung starten, sammeln Erfahrung im Markt und können bei Erfolg später expandieren. Besonders mit Franchise-Unterstützung ist der Einstieg gut machbar.

Wie reagieren Kunden auf die Unterscheidung?

Anfangs benötigt es oft Aufklärung, aber die meisten Kunden verstehen schnell den Unterschied. Viele schätzen sogar die klare Spezialisierung auf Betreuung, da sie für medizinische Pflege ohnehin einen Pflegedienst haben.

Praxisbeispiele aus der Branche

Beispiel 1: Vom Betreuungs- zum Pflegedienst

"Ich startete 2018 als Ein-Frau-Betreuungsdienst. Nach zwei Jahren hatte ich 40 Stammkunden und stellte erste Mitarbeiter ein. 2021 machte ich die PDL-Weiterbildung und wandelte den Betrieb in einen Pflegedienst um. Heute haben wir 15 Mitarbeiter und betreuen 120 Kunden." - Sandra M., Unternehmerin aus München

Beispiel 2: Bewusste Entscheidung für Betreuung

"Als ehemalige Bankkauffrau wollte ich mit Menschen arbeiten. Ein Pflegedienst kam wegen der hohen Anforderungen nicht in Frage. Mit meinem Betreuungsdienst bin ich seit 3 Jahren erfolgreich, habe 6 Mitarbeiter und eine super Work-Life-Balance." - Thomas K., Heinzelmännchen-Partner

Beispiel 3: Parallelbetrieb beider Modelle

"Wir führen einen Pflegedienst mit 50 Mitarbeitern und haben 2020 zusätzlich einen Betreuungsdienst gegründet. So können wir Kunden ganzheitlich versorgen und auch Leistungen anbieten, die über die Pflege hinausgehen." - Familie Weber, Pflegedienstinhaber

Ihre Entscheidung treffen

Die Wahl zwischen Pflegedienst und Betreuungsdienst hängt von Ihren persönlichen Voraussetzungen, Zielen und Lebensumständen ab. Beide Modelle haben ihre Berechtigung und Erfolgsaussichten.

Entscheidungskriterien zusammengefasst:

Kriterium

Pflegedienst

Betreuungsdienst

Ausbildung nötig

Ja (3 Jahre)

Nein

Startkapital

80.000-150.000€

10.000-40.000€

Gründungsdauer

6-12 Monate

2-4 Monate

Arbeitszeiten

24/7 möglich

Flexibel tageszeitlich

Regulierung

Sehr hoch

Gering

Umsatzpotenzial

Hoch

Mittel

Gewinnmarge

5-15%

40-60%

Fachkräftebedarf

Hoch

Gering

Fazit: Der richtige Weg für Sie

Beide Geschäftsmodelle bieten Chancen im wachsenden Markt der Seniorenversorgung. Der Pflegedienst eignet sich für gut kapitalisierte Gründer mit Pflegeausbildung und Führungserfahrung. Der Betreuungsdienst ist ideal für Quereinsteiger, die mit überschaubarem Risiko in die Selbstständigkeit starten möchten.

Unser Tipp: Starten Sie mit dem, was zu Ihren aktuellen Möglichkeiten passt. Ein Betreuungsdienst kann immer noch zum Pflegedienst ausgebaut werden – umgekehrt macht es wenig Sinn.

Zusammenfassung

Hauptunterschied: Pflegedienste führen medizinische Behandlungen durch und benötigen examinierte Pflegekräfte, während Betreuungsdienste nicht-medizinische Unterstützung wie Haushaltshilfe und Gesellschaft bieten.

Gründungsvoraussetzungen: Pflegedienst erfordert Kassenzulassung, PDL und 80.000€+ Kapital. Betreuungsdienst nur Gewerbeanmeldung und 10.000-40.000€.

Für wen geeignet: Pflegedienst für Fachkräfte mit Kapital, Betreuungsdienst für Quereinsteiger mit weniger Startkapital.

Arbeitszeiten: Pflegedienst oft 24/7, Betreuungsdienst flexible Tageszeiten.

Empfehlung: Quereinsteiger sollten mit Betreuungsdienst starten, optional später erweitern.

Ihre nächsten Schritte

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Sebastian Roggendorf

Gründer und Geschäftsführer - Heinzelmännchen Franchise

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